Bitte stelle dich vor. Wie heisst du? Wo wohnst du? Was machts du beruflich? Wie viele Kinder hast du?
Mein Name ist Anna. Ich lebe in Paris, bin 38 Jahre alt und habe einen Sohn, Leo, der gerade fünf Jahre alt geworden ist. Ich arbeite als Kommunikationsmanagerin in der Modebranche.
Wie würdest du das Leben mit deinem Kind beschreiben?
Ich denke, dass Amour Tempête wirklich gut den Alltag mit einem Kind, vor allem einem kleinen Kind, beschreibt. Bei uns gibt es viel Liebe, aber auch oft viel Sturm.
Ich denke, was für uns wichtig ist, ist das Teilen. Das ist es, was in meiner Vision vom Eleternsein im Mittelpunkt steht. Es geht um das, was wir ihm beibringen, was wir ihm vermitteln, aber auch um das, was er uns beibringt. Zum Beispiel die Tatsache, dass wir durch Leos Geburt gezwungen waren, ein bisschen mehr zur Ruhe zu kommen. Ich neige dazu, 1000 Dinge auf einmal zu tun und mich nicht oft zu entspannen. Ich habe das Gefühl, dass man heutzutage, immer etwas tut. Ich höre mir zum Beispiel einen Podcast und gehe gleichzeitig einkaufen. Ich schaue eine Serie, während ich koche. Ein Kind zu haben, besonders wenn es noch sehr klein ist, kann dabei helfen, wieder zu lernen, die Dinge zu sehen, sich Zeit zu nehmen, zum Beispiel auf dem Weg einfach mal stehen zu bleiben, um einen Stein aufzuheben.
Man kann das Leben durch seine Augen neu zu entdecken. Für mich ist das eine sehr große Bereicherung.
Außerdem lernt oder erinnert man sich an viele Dinge. Dinge, dieman vergessen hat oder nie wusste. Im Moment liebt mein Sohn zum Beispiel Dinosaurier. Die Anzahl der Dinosaurier, die es gab, von denen ich nichts wusste, die ich aber seitdem entdeckt habe, ist echt beeindruckend. Es ist toll, sich zu sagen, dass man ihm viele Dinge vermittelt, aber dass auch er uns auf seine Weise, mit seinem kindlichen Blick und seinen Leidenschaften wachsen lässt.
Welche Pflegemomente magst du am Liebsten mit Leo. Warum ist das so? Weshalb magst du gerade diese Momente?
Wenn ich an Pflege denke, denke ich vor allem an die Momente, als er noch sehr klein war.
Ich bin davon überzeugt, dass Massagen in der Entwicklung eines Babys, eines Kindes und auch eines Erwachsenen sehr entscheidend sind. Der Tastsinn ist ein Sinn, den man vielleicht oft vernachlässigt, der aber sehr wichtig ist. Ich weiß, dass Massagen auch in der Art und Weise, wie ich erzogen wurde, sehr präsent waren. Ich habe zum Beispiel Fotos von mir als Baby auf dem Land, als meine Eltern mich massierten. Meine Mutter ist Chiropraktikerin und hat auch eine Ausbildung als Masseurin, also wurde mir das immer vermittelt. Und das spielt heute noch bei uns zu Hause eine grosse Rolle.
Nach Leos Geburt sind wir zu einem Workshop über Babymassagen gegangen, der von der Stadt angeboten wurde. Das war wirklich gut. So kann man eine Verbindung zu seinem Baby aufbauen, das man all die Monate lang in seinem Bauch getragen hat.
Dieses Ritual haben wir von den ersten Tagen, den ersten Wochen an eingeführt, nicht jeden Abend, aber regelmäßig. Wir spürten, dass es Leo gut tat, dass er sich entspannte. Auch heute noch massieren wir ihn häufig. Das hilft ihm, sich zu entspannen. Ich habe das immer gemacht, als ich noch sehr klein war, mit meinen Eltern. Sie haben mich oft abends vor dem Schlafengehen massiert und dieses Rituel wollte ich weitergeben.
Wie wünschst du dir, dass dein Kind aufwächst?
Glücklich!
Ich möchte, dass Leo weiß, dass wir immer für ihn da sind, egal, welche Entscheidungen er trifft, egal, welchen Weg er gehen wird, dass wir ihn unterstützen und lieben. Ich denke, das ist das Wichtigste, dass man sich immer geliebt und unterstützt fühlt. Das verleiht dir später Flügel egal welches Projekt auch immer du dich entscheidest, in Angriff zu nehmen. Ich hoffe, dass wir es schaffen, unsere Ängste und Frustrationen nicht auf ihn zu übertragen, und dass er unabhängig sein wird. Er soll Wissen, dass wir immer da sind, auch wenn wir vielleicht nicht zu allem immer einer Meinung sein werden und das ist normal. Im Englischen gibt es diesen Satz, den ich sehr treffend finde: 'Let's agree to disagree.'
Und ich denke, es ist wichtig, zu kommunizieren und zu argumentieren. Manchmal ist man nicht einer Meinung und das bedeutet nicht, dass man sich nicht mag. Das macht auch die Stärke aller Beziehungen aus, egal ob in der Familie oder im Freundeskreis.
Wie kann die Pflege deiner Meinung nach dazu beitragen?
Für mich ist es wichtig, dem Kind von klein auf zu zeigen, dass es seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Von klein auf haben wir Leo in vielen Dingen die Wahl gelassen. Aber es ist eine Wahl, die natürchlich geleitet wird. Wir lassen ihm zwei Möglichkeiten. Wir wissen, dass beide Möglichkeiten gut für ihn sind, aber zumindest gibt es ihm das Gefühl, dass er 'Herr seines Schicksals' ist. Das kann dafür sorgen, dass er weniger frustriert ist in manchen Situationen. Ich denke, dass es für Kleinkinder sehr frustrierend ist, wenn sie das Gefühl haben, nichts kontrollieren zu können. Wenn man ihnen die Wahl lässt, hilft es ihnen, selbstvertrauen zu entwickeln. So gibt es weniger schwierige Momente weniger schwierige Momente und man zeigt ihnen, dass man sie unterstützt. Bei der Pflege fragen wir ihn zum Beispiel, ob er sich selbst waschen oder sich waschen lassen will. So ist es seine Entscheidung. Und solange er sich wäscht, ist das das Wichtigste.
Genauso machen wir es auch in anderen Lebenssituationen. Wenn man ihn in kleine Aufgaben miteinbezieht, fühlt er sich sehr stark und hat ads Gefühl Verantwortung zu übernehmen. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass er viel glücklicher ist, wenn er sich am Abwasch oder an so einfachen Dingen wie dem Aufräumen beteiligt.
Ich finde es auch sehr wichtig, für ihn präsent zu sein, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Heutzutage sind wir ständig mit unseren Handys beschäftigt. Ich versuche, so viel wie möglich, wenn ich Zeit mit ihm verbringe, mein Handy beiseite zu lassen. Wir haben nur einen Moment zu zweit und so konzentrieren wir uns auch wieder auf die Erfahrung.
Ist es bei dir zu Hause beim Baden eher Amour oder Tempête? Gibt es eine kleine Anekdote, die du uns erzählen kannst?
Bei uns ist es eher Amour. Es läuft eigentlich immer gut. Er liebt seine Badezeit. Er hat seit seiner Geburt eine sehr empgindliche Haut. Seine Kinderärztin hatte uns gesagt, dass wir nicht mehr als einmal pro Woche baden sollten. Das Baden war also wirklich ein besonderer Moment. Es hatte mehr mit Spielen zu tun als mit dem bloßen Sauberwerden. Jetzt, da er älter ist, läuft er viel herum und spielt im Freien. Er macht sich mehr schmutzig. Im Moment ist er zum Beispiel im Urlaub im Süden. Klar, dass wir ihn nach dem Schwimmen duschen, um ihn abzuspülen. Aber der Moment des Badens ist wirklich ein besonderer Moment, ein Moment des Spielens, in dem er sich die Zeit nehmen wird, zu genießen und sich Geschichten auszudenken. Wir bleiben aus Sicherheitsgründen immer in der Nähe, aber es ist sein eigener Moment. Ich finde diese Momente sehr wichtig. Für mich ist das Baden etwas Heiliges. Ich bade jetzt zwar weniger, was die ökologischen Auswirkungen angeht, aber es stimmt, wenn ich es mir erlaube, ist es wirklich ein besonderer Moment. Ich nehme mir die Zeit. Ich benutze Badesalz und ätherische Öle, Kerzen und Musik. Ich verbringe eine Stunde und ende wie eine Pflaume. Aber ich genieße diesen Moment für mich in vollen Zügen. Ich glaube, er erlebt ihn auch so. Er genießt es in vollen Zügen und wenn man schon viel Wasser für ein Bad laufen lässt, kann man auch gleich lange darin bleiben und es genießen.
Was Anekdoten angeht, würde ich sagen, dass wir einige sehr schöne Momente haben, die mit dem Baden zusammenhängen, insbesondere als er noch ein ganz kleines Baby war. Er ist ein Sommerbaby, er ist von Ende Mai. Es war sofort ziemlich schön und warm, als er in unser Leben trat. Wir begannen mit Bädern in unserem Waschbecken, das im Landhaus, in das wir das Glück hatten, zu Beginn unseres Mutterschaftsurlaubs ziehen zu können, ein ziemlich großes Waschbecken war. Es stimmt, dass diese Bäder in der Spüle wirklich Momente sind, die uns sehr am Herzen liegen und die sehr schön waren. Es gab auch einen gemeinsamen Moment, als wir während meines Mutterschaftsurlaubs im Süden waren und mein Sohn, meine Mutter und meine Großmutter da waren.
Es waren wirklich vier Generationen zusammen, die diesen süßen Moment geteilt haben. Ich bin heute sehr glücklich, diese Fotos zu haben, von Momenten, die wir mit seiner Urgroßmutter teilen konnten, die sehr glücklich war, das zu entdecken. Das ist sehr schön.